
Munitionsfabrik
Die Karlsruher Munitionsfabrik wurde 1872 zur Zeit des Hochimperialismus gegründet und 1878 von dem Ingenieur Wilhelm Lorenz übernommen; sie fertigte Metallpatronen, Geschosshülsen und Maschinen zur Herstellung von Munition. Schon 1882 war die Firma in der Lage bis zu 500 000 Patronen pro Tag zu fertigen und erhielt ab 1883 die Erlaubnis, scharfe Munition zu liefern. Die Munitionsfabrik bekam Staatsaufträge vom Deutschen Reich, Österreich-Ungarn, Italien, England und Serbien und unterhielt Geschäftsbeziehungen bis nach China und Südamerika (Koch 1997:25).

Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe 8_Alben_390_26

Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe 8_Alben_390_10
Die Entstehungsgeschichte der an der Gartenstraße, Einmündung Lessingstraße, gelegenen Fabrik stellt Manfred Koch (1997:25) in einen eindeutigen Zusammenhang zur voranschreitenden Kolonisierung von Territorien durch europäische Mächte:
„So kritisch man aus heutiger Sicht den technischen Fortschritt in der Munitionsproduktion beurteilen mag, den Lorenz mit den von ihm konstruierten Maschinen ermöglichte, bleibt zugleich festzuhalten, daß danach in Zeiten imperialistischer Expansions- und kolonialer Eroberungspolitik eine weltweit existierende übergroße Nachfrage bestand.“
Für fünf Millionen Mark verkaufte Lorenz 1889 die Fabrik an Konkurrenten und gründete in Ettlingen eine – noch existierende – Maschinenfabrik. Die Munitionsfabrik wurde 1889 in die „Deutsche Metallpatronenfabrik AG“ und diese 1896 in „Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG“ (kurz: DWM) mit Sitz in Berlin umgewandelt.



Das Karlsruher Werk wurde mit dem Anfang des 20. Jahrhunderts erweiterten Grötzinger Werk zu einem der bedeutendsten und leistungsfähigsten der Branche auf dem Kontinent. Es war der wichtigste Arbeitgeber der Stadt, wobei die Anzahl der Arbeiter*innen auch mit der Auftragslage schwankte. Im Durchschnitt waren es ca. 1300 Arbeiter*innen (30-45% Frauen). Schon vor der Jahrhundertwende (also vor den beiden Weltkriegen) war es die größte Fabrik in Karlsruhe (Koch 1997:26).
Die Fabrik bestand bis Ende des Zweiten Weltkrieges, der sogenannte „Hallenbau A“ beherbergt heute das ZKM sowie die städtische Galerie.