Indianerbrunnen“

Der sogenannte „Indianerbrunnen“ entstand zwischen 1924 und 1927 auf dem Werderplatz in der Südstadt. Auslöser für den Brunnenbau war die Planung einer neuen Toilettenanlage am Werderplatz. Da die Kanalisation dort nicht tief genug lag, um sie vollständig im Boden zu versenken, beschloss der Architekt Friedrich Beichel, der das Hochbauamt leitete, den Überstand als Sockel für einen neuen Marktbrunnen zu nutzen. Als das Karlsruher Tagblatt 1924 eine Entwurfszeichnung Beichels veröffentlichte, die in der Mitte einen etwa lebensgroßen „Indianer“ mit Federschmuck, Schild und Kriegsbeil zeigte, kam es zu unerwartet starkem Widerstand der Bevölkerung. Die Idee, in die Mitte des Brunnens einen „Indianer“ zu stellen, war eine Anspielung auf die volkstümliche Bezeichnung des Stadtviertels als „Indianerviertel“ und der Bewohner*innen als „SüdstadtIndianer“.

Der Spitzname hatte sich nach dem Besuch von „Buffalo Bill’s Wild West“ vom 23.-26. April 1891 eingebürgert, weil die Schautruppe südlich des Ettlinger Tors ihre Vorstellungen gegeben hatte. Vor allem bei den jüngeren Besuchern löste dies eine solche „Cowboy und Indianer“ Euphorie aus, dass sich diese Bezeichnung einbürgerte. Die Gleichsetzung der Bürger*innen mit den Ureinwohnern Amerikas durch einen Brunnen empfand ein großer Teil der Bevölkerung allerdings als „Verhöhnung und Herabwürdigung“. Bei einer Befragung durch die Bürgergesselschaft Südstadt äußerten sich ca. 3000 Personen gegen die „Indianerstatue“ auf dem Brunnen. Zunächst wurde der Brunnen also ohne diese gebaut, weswegen wiederum andere bei der Einweihung des unfertigen Brunnens 1925 stark enttäuscht waren – der Brunnen hatte schon die Bezeichnung „Indianerbrunnen“ bekommen, auch ohne betreffende Statue. 1927 wurde der Brunnen letztendlich fertig gestellt. Er zeigt zwei überlebensgroße „Indianerköpfe“. Für das nach Süden blickende Gesicht hatte ein Sioux aus dem damals in Karlsruhe gastierenden Zirkus Krone Modell gestanden. Das nach Norden blickende Pendant mit Schnurrbart zeigt Friedrich Beichel, den Architekten der Anlage (Förster et al. 2011:37-42).