Emil Reiss

Emil Reiss, geboren 1872 als Sohn des badischen Ministers Ferdinand Reiss und dessen Ehefrau Pauline Reiss, trat nach seinem Abitur als Fahnenjunker in die badische Armee ein. Bald zog es ihn in die deutsche Kolonie Deutsch‑Südwestafrika (heute Namibia) (regionalia.blb-karlsruhe.de+2regionalia.blb-karlsruhe.de+2museum-herrenhaus.de+2).

Militärischer Einsatz und Tod

Im Februar 1904 reiste Reiss erneut nach Deutsch‑Südwestafrika, diesmal als Stabsoffizier im Expeditionsheer unter Generalleutnant Lothar von Trotha. Er führte eine Kompanie bei einem gewaltsamen Vorstoß gegen Herero-Gruppen im Swakop-Tal. Am 13. April 1904 geriet er beim Tränken seiner Pferde in einen Hinterhalt von berittenen Kämpfern der Herero, an dessen Ende Reiss und drei seiner Kameraden starben (regionalia.blb-karlsruhe.de+1museum-herrenhaus.de+1).

Ehrung und Kontext

Das Museum Herrenhaus in Hausach würdigt Reiss‘ militärisches Ende mit einem Gitter um sein Grab und einem Denkmal mit Namensnennung, das er bis heute ziert. Auch auf dem Marine-Ehrenmal in Swakopmund findet sich sein Name (regionalia.blb-karlsruhe.de+1museum-herrenhaus.de+1). In Karlsruhe erinnert eine Gedenktafel auf dem Hauptfriedhof an ihn.

Kritische Einordnung

Die oben genannten Ehrungen ignorieren jedoch den systemischen Kontext: Reiss diente einer imperialen Macht, die systematisch Landenteignung und massenhafte Gewalt gegen die Herero betrieb. Der Herero-Aufstand war die verzweifelte Reaktion eines entmachteten Volkes – und Reiss dabei Akteur einer militärischen Repression, die am Waterberg massiven Verlust an Menschenleben verursachte und den Völkermord an den Herero einleitete. Von Trothas Vernichtungsbefehl zielte darauf ab, die Herero „vollständig zu beseitigen“.