Kolonialwarenhandel Ebersberger und Rees

Wie in anderen Städten auch, gab es einige Läden in Karlsruhe, die Kolonialwaren führten. An dieser Stelle soll nur auf den Kolonialwarenladen „Ebersberger & Rees“ eingegangen werden; zum einen als exemplarische Ausführung, wie eine kleine Konditorei durch die Kolonisation wirtschaftlich so profitieren konnte, dass sie zu einer großen Firma anwuchs und zum anderen, weil die Firma eben anwuchs und erfolgreich wurde und – im Gegensatz zu den anderen Läden – nicht bei einem kleinen Lebensmittelhandel blieb.

Blick auf die Firma Ebersberger&Rees in der Wielandtstraße 25 (ab 1903), Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe 8_BA_Schmeiser_665
Werbung der Firma „Ebersberger & Rees“; Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe 8_PBS_X_6637

1862 eröffnete Wolfgang Ebersberger eine Konditorei in der heutigen Bürgerstraße Nr. 20, die als besondere Spezialität Lebkuchen führte und nach vier Jahren in die Kronenstraße 48 umzog. Dort blieb sie ungefähr 40 Jahre. Wolfgang Ebersberger war von Anfang an recht geschäftig, 1868 kaufte er eine Bonbonmaschine und begann in größerem Stil Bonbons zu produzieren und die eigenen Waren auch in Durlach abzusetzen. 1873 wurden das erste Mal einzelne Artikel aus der Kolonialwarenbranche zugelegt, laut einem Nachfahren der Firmenbesitzer ein „Markstein in der Entwicklungsgeschichte der Firma“ (Rees o.A.:2). Ab 1877 wurde der gut laufende Geschäftszweig bedeutend erweitert, weshalb die Firma ab 1880 sogar neue Räume anbauen musste. Im Jahr 1882 trat der Kaufmann Robert Rees in die Firma ein und übernahm von da an die Kolonialwarenabteilung, die schon zu dieser Zeit eine Kolonialwarengroßhandlung war. 

Nach und nach wuchs die Firma immer weiter an: das Nebengebäude wurde gekauft und die trennende Mauer durchgebrochen sowie ein Magazin am Bahnhof angemietet, der Name der Firma in „Ebersberger & Rees“ umgewandelt. Um 1900 hatte sich das Geschäft auf allen Gebieten so günstig weiterentwickelt, dass trotz aller Vergrößerungen die Räume nicht ausreichten. Im Dezember 1903 wurde deshalb ein Gelände in der Wielandtstraße Nr. 25 gekauft. Nach fünfzig Jahren gliederte sich der ganze Betrieb der Firma Ebersberger & Rees in drei Abteilungen: 

  • Zuckerwarenfabrik (Bonbonsfabrikation, Marmeladekocherei und Bäckereiabteilung),
  • Kolonialwaren-Großhandlung und
  • Kaffee-Rösterei (wobei der Kaffee auch aus Kolonien importiert wurde) (Rees o.A.:2ff.).

Das Hauptabsatzgebiet für die Abteilung Kolonialwaren war die Stadt Karlsruhe sowie Umgebung; nördlich etwa bis Bruchsal, südlich bis Rastatt und Baden-Baden (Rees o.A.:5). Im Zweiten Weltkrieg wurde das Firmengelände stark zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sich die Firma nicht halten und wurde geschlossen (Rees o.A.:6).