Adolf von Oechelhäuser
Der Kunsthistoriker Adolf von Oechelhäuser wurde 1852 als Sohn einer adeligen Familie geboren, studierte zunächst Architektur in Berlin und Hannover, bevor er sich schließlich der Kunstgeschichte zuwendete. In Heidelberg promovierte er und verfasste ein in sechs Auflagen erschienenes Buch über das Heidelberger Schloss, für das er heute noch einigen Kunsthistoriker*innen bekannt sein mag. Vor allem aber – wenn auch nur in geringem Maße – wird Oechelhäuser heute für seinen Einsatz in der Denkmalpflege gewürdigt (StadtKA 8/ZGS Personen – Zeitgeschichte; StadtZeitung 06.09.2002). Vor 1918 dürfte Oechelhäuser durchaus zu den bekannteren Persönlichkeiten Badens gezählt haben – er trug den Ehrentitel „Geheimer Hofrat“, traf mehrmals in seinem Leben den Kaiser und findet immer wieder namentlich Erwähnung in den Stadtchroniken. Zwischen 1893 und 1919 war er Professor an der Technischen Hochschule Karlsruhe, 1902/1903 und 1909/1910 auch deren Rektor (StadtKA 7/NL Strobel 30).
In Karlsruhe wirkte er führend in der örtlichen Sektion der Deutschen Kolonialgesellschaft mit (Hoepke et al. 2007:88). Wie sein Vater gehörte Oechelhäuser den Nationalliberalen an, war ein Verfechter der Monarchie und Gegner eines parlamentarischen Systems (Stadtarchiv Karlsruhe 8/ZGS Personen – Zeitgeschichte; StadtZeitung 06.09.2002). Durch seine Familie – sein Vater war kolonialwirtschaftlich in Kamerun tätig – stand er den Kolonialbestrebungen nahe (KIT Archiv, Bestandsnr. 27025 – Signatur-Nr. 20).
In den Stadtchroniken wird Oechelhäuser immer wieder im Zusammenhang mit der Deutschen Kolonialgesellschaft, Abteilung Karlsruhe, erwähnt, deren Vorsitzender er spätestens ab 1900 (KIT Archiv, Bestandsnr. 27025 – Signatur-Nr. 20) bis mindestens 1913 (Stadtarchiv Karlsruhe 4/Dq1 Chronik 1913:112f.) war. 1908 trat er als Redner bei der Gründungsversammlung des Badischen Landesverein des Deutschen Frauenvereins für Krankenpflege in den Kolonien (Abteilung Karlsruhe) auf (Stadtarchiv Karlsruhe 4/Dq1 Chronik 1908:169). Sicher kann auch gesagt werden, dass Oechelhäuser seine Position an der Technischen Hochschule Karlsruhe nutzte, um Kolonialpropaganda zu betreiben: im Jahr 1911 wird erwähnt, dass „Freiburger Professoren“ die Technische Hochschule besucht und ein zusammenhängendes Bild des Lebens in den Kolonien in diesen Vorträgen geboten wurde (Stadtarchiv Karlsruhe 4/Dq1 Chronik 1911:126).
Die Rolle von Technischen Hochschulen in Zusammenhang mit der Kolonialbewegung beschrieb er folgendermaßen:
„Namens und im Auftrag der ‚Fridericiana‘ habe ich die Ehre, dem hohen Präsidium dieser Gesellschaft den herzlichsten Dank auszusprechen […]. Die Technische Hochschule dieses schönen Landes fühlt sich auf engste verknüpft mit den Bestrebungen, die auf die Erschließung und Verwertung unseres kolonialen Besitzes gerichtet sind und in der Tätigkeit der Deutschen Kolonialgesellschaft ihren kräftigen Stützpunkt haben.
Sind es doch vor allem die technischen Wissenschaften und Künste, die Ihnen zur Durchführung Ihrer hohen Aufgaben die Kraft und Macht verleihen, sind es doch gerade die an unserer hohen Schule vertretenen Disziplinen, die mit einem großen Teil ihrer Arbeiten, ihrer wissenschaftlichen und praktischen Tätigkeit im Dienste der kolonialen Sache wirken.Wie wir lehren, die Schiffe und Maschinen bauen, die den Verkehr von Menschen und Gütern zwischen dem Mutterlande und den Kolonien vermitteln, die Eisenbahnen, Straßen und Brücken, Hafen- und Stauanlagen herzustellen, die Wüste und Wildnis in den Dienst der Kultur zu zwingen, so sind es auch unsere Geologen und Chemiker, unsere Botaniker und Forstleute, die die natürlichen Schätze des Bodens zu heben und den deutschen Kolonialbesitz wirtschaftlich zu erschließen mit Erfolg bemüht sind.
[…]
Seit den Tagen unseres großen Kaisers [Wilhelm] und unseres großen Kanzlers [Bismarck] hängt die Entwicklung und die Blüte unserer technischen Hochschulen aufs engste zusammen mit den Bestrebungen der deutschen Politik auf dem Gebiete des Welthandels und der kolonialen Machterweiterung.“
Karlsruher Zeitung, 6. Juni 1903, S. 2